In der Westsächsischen Aidshilfe e.V. Zwickau können Sie zur Zeit eine Rauminstallation betrachten, die sich mit dem Thema HIV und Aids beschäftigt.
Die Rauminstallation wurde mit Taschenlampen erbaut, was symbolisch für die Erinnerung stehen soll. Die Energie des Lichtes der Taschenlampen wird immer schwächer und somit das Schattenbild. So verhält sich das auch mit unseren Erinnerungen.
Lesen Sie hier das offizielle Interview von der Freien Presse Zwickau vom 07.11.2015
Freie Presse:
Für Ihre Ausstellung in der Zwickauer AIDS-Hilfe haben Sie eine Rauminstallation mit tibetischen Gebetsflaggen entworfen. Warum verwenden Sie genau diese Fahnen?
Jan Fritzsche:
Die tibetischen Gebetsflaggen stehen symbolisch für gute Wünsche. Und diese guten Wünsche möchte ich an die HIV-Opfer und deren Familien weitergeben. Bei mir sind die Flaggen aber nicht bunt, sondern ganz schwarz.
Auf ihnen stelle ich den Infektionsweg von HIV dar. Außerdem zeige ich auf ihnen Bilder von Prostituierten und homosexuellen Paaren.
Freie Presse:
Warum beschäftigen Sie sich mit dem Thema HIV/AIDS?
Jan Fritzsche:
Ich lebe seit 13 Jahren in Bonn. Dort habe ich viele Menschen kennengelernt, die an HIV infiziert sind. Meiner Meinung nach ist das Thema in unserer Gesellschaft zu sehr in den Schatten gerückt.
Dabei ist es immer noch so aktuell und eine der größten Tragödien der Menschheit. Hinzu kommt, dass ich selbst homosexuell bin und mich deshalb oft mit der Thematik befasse.
Freie Presse:
Sie haben bereits Kunstwerke in Bonn und Berlin gezeigt. Warum stellen Sie nun in Ihrer Heimatstadt Zwickau aus?
Jan Fritzsche:
Ich bin in Zwickau aufgewachsen und möchte der Stadt gern etwas zurückgeben. So können meine Bekannten und meine Famillie ebenfalls meine Werke betrachten.
Freie Presse:
Denken Sie, dass sich die Zwickauer weniger als die Bonner mit HIV und AIDS befassen?
Jan Fritzsche:
Die AIDS-Hilfe macht wirklich eine wunderbare Arbeit in Zwickau. Mit meiner Ausstellung möchte ich ihr dafür danken. Das Thema ist generell in Vergessenheit geraten, da spielt es keine Rolle, ob
es Bonn oder Zwickau ist. Allerdings ist die Diskriminierung im Osten immer noch verstärkter als im Westen. Das habe ich selbst schon erlebt.
Freie Presse:
Auch in Zwickau?
Jan Fritzsche:
Ja, auch hier. Obwohl die homosexuelle Szene abgesehen von einer Saunagemeinschaft recht klein ist.
Freie Presse:
Was ist Ihnen passiert ?
Jan Fritzsche:
Zu mir hat jemand zum Beispiel auf der Straße gesagt, das ich eine schwule Sau sei. Es ist auch eine Diskriminierung, wenn mich Leute fragen, ob ich der männliche oder weibliche Part bin.
Freie Presse:
Versuchen Sie mit ihrer Kunst immer auf einen gesellschaftlichen Missstand aufmerksam zu machen ?
Jan Fritzsche:
Bei meiner Konzeptkunst ist das so. Ich werde in Zwickau auch Siebdrucke zeigen, die den Mensch als Individuum herrausstellen. Zusätzlich zeige ich Landschaftsfotos, die in ihrer Idylle ein
Kontrastprogramm zu der AIDS- Ausstellung bieten.